

Die heitere Welt der Anna von Lipa
Eine dänische Designerin und böhmische Kunsthandwerker geben Gläsern und Karaffen Fröhlichkeit und mediterranes Flair.
Anna von Lipa gibt es nicht, zumindest gibt es keine Geburtsurkunde für eine Anna von Lipa. In Wirklichkeit existiert die Person aber sehr wohl, der das dänisch-böhmische Glasdesign-Unternehmen seinen Namen verdankt. Anna ist die Tochter von Jytte Correll und ihrem Mann Christian und Česká Lípa der Ort bei Děčín unweit der deutschen Grenze, in dem die beiden lange Jahre lebten und wo sie ihre Firma einst gründeten. Die Gläser, Vasen, Kerzenständer und Karaffen, die unter dem Namen Anna von Lipa vertrieben werden, sind eine wunderbare Kombination zweier europäischer Traditionen: skandinavischen Designs und böhmischer Handwerkskunst. Nirgendwo sonst gibt es noch so viele begnadete Glasbläser die verteilt auf eine Reihe traditioneller Familienbetriebe mit Glas zaubern können. Sie aber brauchen Designer, die sie mit zeitgenössischen Formen und Farben herausfordern, auf dass ungewöhnliche Meisterwerke entstehen. Wie bei Anna von Lipa.
„Jytte ist es sehr wichtig, dass ihre Arbeiten ästhetisch und finanziell für viele Menschen zugänglich sind.“
Aus Neugier verliebt
„Jytte hatte früher Designshops in Dänemark. Sie wollte mehr über das Handwerk wissen, kam mit Christian – übrigens ein toller Geschäftsmann – in die Gegend, verliebte sich in sie und kaufte einen Bauernhof und eine kleine Glasbläserei. Das ist gut 30 Jahre her. Als die Kinder aus dem Haus waren, zogen die beiden ganz hierher“, erzählt Lukas Polak.
Polak kommt selbst aus einem Glasbläserfamilienunternehmen, hat früher schon für Jytte Correll und ihren Mann gearbeitet und ihr Unternehmen vor einigen Jahren übernommen. Dem Paar war es aus Altersgründen zu viel geworden, aber Jytte Correll ist immer noch der gute Designgeist, der über allem schwebt, sich einmischt und Ideen mitbringt. „Jytte ist es – typisch für skandinavisch Designer – sehr wichtig, dass ihre Arbeiten ästhetisch und finanziell für viele Menschen zugänglich sind“, sagt Polak. „Sie kommt ständig mit neuen Ideen, die ihr beim Stöbern auf Flohmärkten oder im Internet gekommen sind, arbeitet dann mit den Handwerkern daran und sagt ‚Das will ich haben‘. Da liegen dann später 100 ausgefallene Objekte am Boden, darunter vieles, was schon in Richtung Kunst geht. Aber die Sachen verschenkt sie lieber, als daraus elitäre Einzelstücke für Galerien oder so zu machen. Für sie muss Design zugänglich sein.“
Der amüsante Twist macht‘s
Die Glasobjekte von Anna von Lipa zeichnen sich durch eine fröhliche, geradezu mediterrane Farbigkeit und Leichtigkeit aus – Jytte Correll ist gerne in Spanien und Südfrankreich unterwegs, und das spürt man. Die Formen sind einerseits skandinavisch klar und schlicht, haben aber immer wieder einen amüsanten Twist. „Lila und Olivgrün sind ihre Lieblingsfarben“, erzählt Polak. „Überall in Europa haben die Menschen einen ähnlichen Geschmack, aber die Dänen haben ihr eigenes ästhetisches Ökosystem. Das macht die Objekte von Anna von Lipa so besonders.“
„Um die Glasbläser ans Limit zu bringen, muss man wissen, wo das Limit ist.“
Spielerische Leichtigkeit
Die Kunst der böhmischen Handwerker sorgt dafür, dass Corrells Ideen spielerisch leicht umgesetzt werden – mit welchen Techniken sie arbeiten, verrät Lukas Polak nicht. Betriebs- und Familiengeheimnis. Jedes Unternehmen hier hat Spezialwissen und -techniken. „Um die Glasbläser ans Limit zu bringen, muss man wissen, wo das Limit ist“, sagt Lukas Polak. „Jytte kam hierher, um mehr über unser Handwerk zu lernen. Das hat sie wirklich getan. Sie weiß, was sie will, und sie weiß, was geht.“
Photos: © Anna von Lipa, ©Sofie Munk / www.remixbysofie.dk








