
Offen und schlicht
Ihre Häcker Küche concept130 hat Hausherrin Carolin Mertin selbst geplant – und freut sich, dass jetzt alles aufgeräumt ist.
Eine Küche am Bildschirm zu planen oder eine Musterküche im Küchenstudio zu sehen ist das eine, die Küche in ihrer natürlichen Umgebung, eingebaut in eine Wohnung oder ein Haus zu erleben, etwas ganz anderes. WORK stellt deshalb in jeder Ausgabe eine ganz reale Küche und ihre Benutzer:innen vor – und wir lassen uns erzählen, warum diese Küche genau so ist, wie sie ist, was Ziel der Planung war und wie die Küche im Alltag genutzt wird.
Dieses Mal berichtet Carolin Mertin aus Bad Salzuflen über ihre ganz private Häcker Küche aus der Produktlinie concept130. Sie ist Mitarbeiterin von Häcker im Vertriebsinnendienst für den Musterküchen-Export.
WORK: Carolin Mertin, Ihre Küche steht an einem besonderen Ort, in einem besonderen Haus. Was ist das für ein Gebäude?
CAROLIN MERTIN: Mein Mann und ich haben uns das erste Wasserwerk der Stadt Bad Salzuflen gekauft, einen Backsteinbau aus dem Jahr 1902. Den sanieren wir seit drei Jahren. Die Küche steht in der 70 Quadratmeter großen alten Maschinenhalle, in der wir momentan leben, bis die oberen Räume fertig hergerichtet sind.
Dann stammen daher sicher auch die schwarzen Eisenträger und der Ketten-Seilzug an der Decke ...
Genauso ist es. Wir haben versucht, alle alten Elemente zu erhalten und freuen uns besonders über die 3,50 Meter hohe Decke. Allerdings waren überall Glasbausteine eingebaut. Die haben wir durch extra neu gegossene authentische Metallgitterfenster im Originalstil ersetzt. Alles andere hätte sich nicht richtig angefühlt.
Was war die Grundidee für Ihre Küche?
Ich mag es gerne, wenn sich Dinge unaufgeregt einfügen. Die Küche sollte offen und schlicht sein. Ich schaue auf den Esstisch und kann mit jedem in dem großen, hellen Raum wunderbar kommunizieren.
Ihre Küche ist in drei große Quader unterteilt: den schmalen langen Block mit der Spüle, die Hochschränke mit dem Backofen und die Insel mit dem Kochfeld ...
Das ist auch durch die räumlichen Gegebenheiten so entstanden – und übrigens weitgehend so, wie schon der erste Entwurf war. Mir ist es wichtig, eine cleane Linienführung einzuhalten. So haben wir zum Beispiel auch bei den Auszugsschränken Innenauszüge, um das Frontbild ruhig zu halten.
„Ich mag es gerne, wenn sich Dinge unaufgeregt einfügen. Ich schaue auf den Esstisch und kann mit jedem wunderbar kommunizieren.“
Aus welchem Material bestehen die Fronten?
Das ist mattes Lacklaminat in Graphit – die gleiche Farbe haben auch die nur 16 Millimeter starken Arbeitsplatten und die schmalen Griffe. Passend zum Stil der Fenster und zu den Deckenträgern.
Sieht Ihre Küche immer so aufgeräumt aus?
Wir hatten vorher ein Provisorium, da war immer alles vollgestellt, ohne freie Flächen. Jetzt entspannt es mich total, dass nicht überall etwas steht. Deswegen habe ich auch so großen Wert auf das Innenleben der Schränke gelegt. Da ist alles sehr geordnet und strukturiert. Alles hat seinen festen Platz in den Schränken. Ich kann mich blind in der Küche bewegen und habe sofort zur Hand, was ich brauche, weil es immer an der gleichen Stelle ist. Die Gewürze liegen zum Beispiel offen in einer Schublade gleich neben dem Kochfeld. Sie sehen auch keine Küchenmaschinen auf den Arbeitsplatten rumstehen. Die sind weggeräumt.
Wer hat die Küche eigentlich geplant?
Die Planung habe ich gemacht – und mir dabei fast zweieinhalb Jahre Zeit gelassen. Dabei habe ich mir viele Tipps geholt: Was macht wo Sinn? Dann habe ich die ersten Skizzen genutzt, um zu schauen, was wo hinkommen soll und mir dann überlegt, wie ich selber arbeite und mich in der Küche bewege, was ich wie benutze. Und dann die Planung darauf überprüft und gegebenenfalls angepasst. Deshalb gibt’s zum Beispiel unterm Kochfeld keine Schublade. Die wäre mir immer im Weg gewesen. Und hinten links ist etwa die Barista-Ecke. Da sind Kaffee, Tee, Gläser, alles beieinander.
Der Abstand zwischen dem Block mit der Spüle und der Insel ist ziemlich groß ...
Das hat sich so ergeben, macht aber auch Sinn, weil das der Laufweg zum Outdoor-Bereich ist. Da ist viel los und so kommen alle immer gut aneinander vorbei.
Die Wand hinter der Spüle hat einen ganz besonderen Spritzschutz, oder?
Ich wollte da nicht so etwas Massives haben und bin sehr froh, diese kleinen Perlmutt-Mosaikfliesen gefunden zu haben. Die sind nur zwei Millimeter dick und wirken sehr wohnlich.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Industrieleuchten einzusetzen?
Ich habe immer wieder neue Inspirationen gesucht. Ähnliche Leuchten haben wir in einem Industriemuseum in Wesel gesehen. Die haben uns gefallen, weil genau solche Leuchten früher auch in unserem Wasserwerk gewesen sein könnten.
War der Muldenabzug auch Ihre Idee?
Ich hätte gerne eine große Abzugshaube gehabt, aber dafür sind unsere Decken zu hoch.
Ihre Schränke sind wirklich hoch. Und die Mikrowelle versteckt sich noch überm Backofen. Wie kommen Sie denn da oben hin?
Ganz ehrlich? Ich habe so einen kleinen hölzernen Tritt, der meist neben dem Schrank steht. Die Schränke sind mit 2,21 Metern die höchsten, die es bei Häcker gibt, das ist echt schwierig, da ganz oben ranzukommen. Im Verhältnis zur Raumhöhe hätten niedrigere Schränke aber auch nicht gepasst.
Es sieht so aus, als stünde Ihre Kochinsel auf Rädern, kann man die wirklich verschieben?
Leider nein. Das ist so ein kleiner Hingucker, den ich mir ausgedacht habe, eine Anlehnung an das Industriethema. Aber die Insel lässt sich nicht wirklich bewegen.
Wer kocht eigentlich bei Ihnen?
Das bin weitgehend ich. Die Küche ist mein Revier, mein Mann hilft aber gerne und oft.
Und was bereiten Sie am liebsten zu?
Wir sind unter unseren Freund:innen vor allem für Nudeln und Pizza bekannt. Wir haben extra einen kleinen, mit Pellets befeuerten Pizzaofen draußen auf der Terrasse.
Interview: Peter Würth Photos: Benni Janzen
Weitere Beispiele aus der Serie Object finden Sie hier:







